Brief an die Zeitschrift JUNGLE WORLD
Berlin, den 14.9.2015
Liebe Freunde der Gerechtigkeit!
Ich bin Trutz Hardo, der von Jutta Ditfurth als „radikaler Antisemit“ dargestellt wurde. Ich bin genau das Gegenteil, hatte mich zum Beispiel 1967 auf der Israelischen Botschaft in Kopenhagen gemeldet, um im Sechstage Krieg auf israelischer Seite mitzuhelfen. Als mein israelischer Freund, Professor Dr. med. Eli Lasch, nach seiner Scheidung von seiner israelischen Frau hier in Berlin eine Goj heiraten wollte und kein Rabbiner sich zur Trauung bereit erklärte, bat er mich, diese Rolle eines Rabbiners zu übernehmen. Die Trauung führte ich nach israelischem Ritus im Beisein mehrerer seiner jüdischen Freunde in einem Hinterhof durch, wobei wir eine Klezmerband organisiert hatten. Und als er vor einigen Jahren im Sterben lag, bat er mich, die Trauerzeremonie nach jüdischem Glauben im Beisein seiner aus Israel anreisenden Familie auf Deutsch und Englisch durchzuführen.
In diesen vier Bänden beschreibe ich nicht nur die äußeren Geschichtsgeschehnisse zwischen 1933 und 1949, in welchen unsere Familiengeschichte eingebettet ist, sondern schildere auch Hitler, der sich von einem Luzifer, also einem Lichtbringer, zum Luzifer, dem Erzteufel und größten Verbrecher der Weltgeschichte wandelte.
Ich habe wohl alle KZs in Deutschland besucht und vor allem alle Vernichtungslager in Polen und habe dort für die Umgebrachten gebetet. (Was habt ihr getan?)
Ich habe wohl den projüdischsten Roman der Nachkriegszeit geschrieben. Auszüge aus LILIA liegen diesem Schreiben bei. Jedoch in diesem umfangreichsten Roman der deutschen Literatur (ich habe Germanistik studiert und kenne mich aus), der in vier Bänden und sieben Farben erschienen ist, behandelt der 3. Band JEDEM DAS SEINE das grausame Verbrechen der Nazis an den Juden, und zwar in einer Realitätsnähe, wie es wohl kaum in einem anderen Roman zu finden sein dürfte. Ich beschreibe auch in Einzelheiten, was vor und in den Gaskammern geschehen ist. Mein Herz pocht immer noch wehmütig beim täglichen Angedenken an die begangenen Grausamkeiten, war ich doch im siebzehnten Jahrhundert selbst in der heutigen Ukraine ein Jude, der im Holocaust, verursacht durch Kosakenhorden, erstochen wurde.
Bei dem Versuch, dieses grausame Geschehen aus höherer Sicht zu verstehen, habe ich auch den jüdischen Glauben an das Karmagesetz miteinbezogen.
Dieses wurde von dem Oberrabbiner von Jerusalem Ovadia Jussef folgendermaßen erklärt:
Aus des Oberrabiner Rabbi Ovadia Yussefs Rede vom 5.8.2000 in Jerusalem
„Die sechs Millionen Juden, alle jene armen Leute, die sich in der Hand all jener Bösen, den Nazis, befanden – geschah das alles sinnlos? Nein. Sie waren die Reinkarnationen früherer Seelen, die sündigten und andere zum Sündigen veranlassten und eine ganze Reihe von verbotenen Dingen taten, jene armen Leute, welche alle Torturen und Mühsale und Tode erleben mussten, unter denen sie im Holocaust getötet wurden. Sie alle waren reinkarnierte Seelen. Dieses Leben ist nicht das erste, in welchem ihre Seele erschienen ist. Sie sind gekommen, um für ihre Sünden zu büßen.“
In derselben Zeitschrift selbigen Tages ist weiterhin zu lesen:
„Die SHAS-Partei ging am 6.8. in die Gegenoffensive, nachdem sich viele nicht orthodoxe Israelis über die Rede des Oberrabbiners Ovadia Yussef vom Vortage erhitzt hatten. Die SHAS-Partei sagte, dass die Gegner einen brutalen Großangriff in theologischen Angelegenheiten durchführten samt dem Versuch, andere Gedanken und Glaubensvorstellungen aufzuzwingen. Die SHAS-Partei klage die Linken an, dass sie versuche, die freie Rede zu unterdrücken und die religiöse Partei mundtot machen zu wolle.“
Ich bin strickt dagegen, dass solche Gedanken öffentlich vorgetragen werden. Dieses ist ungehörig und würde von mir nie getan werden. In den Gaskammern lass ich die Vergasten nach ihrem Tod aus dem Körper steigen, wo sie von ihren im Tode schon Vorausgegangenen freudig umarmt werden. Ich wollte in diesem Roman auch den Hinterbliebenen den Trost zukommen lassen, dass man nach dem Tod sich wiedersieht.
Ich bin also wegen eines jüdischen Glaubens als radikaler Antisemit angeklagt worden. Ihr und InRrur haben diese Beschuldigungen gegen mich verbreitet, so zum Beispiel auch unter Charlottenburg, wo sie meinen Namen und jenen meiner Partnerin nannten samt der Straße und Hausnummer. Meine Partnerin hat überhaupt nichts mit Politik zu tun. Sie kann jetzt nicht mehr hier in Ruhe schlafen, da sie Angst hat, dass auf sie – wie schon auf mich – geschossen werden könnte.
Abgesehen, dass Namennennungen das Persönlichkeitsrecht verletzen, ist es gänzlich falsch, mich als Antisemit u.dgl. darzustellen. Bei meinen beiden Gerichtsverhandlungen 1998 und 2000 in Koblenz wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass ich kein Antisemit bin, konnte ich doch Schreiben meiner jüdischen Freunde vorlegen wie auch das Dabseisein einer befreundeten Jüdin Zeugnis für mich ablegte, die bezeugten, dass ich kein Antisemit bin.
Wie ihr sicherlich wisst, hat Jutta Ditfurth einen Mann wie mich als „aggressiven Antisemiten“ angeklagt. Sie musste als Wiedergutmachung für dessen geschädigten Ruf eine sehr hohe Geldstrafe zahlen. Mein geschädigter Ruf würde auch nach einer wiedergutmachenden Richtigstellung nie wieder aus den Köpfen von Zehntausenden unserer Bürger ausgelöscht werden können. Einige Buchhandlungen hatten und haben sich geweigert, meine Bücher im Sortiment zu führen. War ich früher relativ oft im Fernsehen zu sehen, wagte nun keine Fernsehgesellschaft, mich zu Talkshows einzuladen. Nun sanken auch meine Einnahmequellen ganz erheblich – ein Schaden, der in die Tausende gehen dürfte. Jetzt verdiene ich bisher gerade genug, um zu überleben, weiß aber jetzt schon, dass ich mir Geld von der Bank leihen muss, um meinen Lebensunterhalt zu bestreiten.
Ich könnte, um viel Wiedergutmachungsgeld von über 100 000 Euro zu erhalten, euch samt Jungle World und Inrur verklagen, wozu ein jüdischer Rechtsanwalt gerne bereit ist, möchte euch aber in Frieden folgendes Angebot machen:
Bis Weihnachten 2015 habt ihr alle mich diffamierenden Nachrichten aus dem Internet samt Google, Wikipedia und Inruhr, wo immer ihr sie lanciert habt, herauszunehmen. Wenn ihr jedoch wisst, wer diese nun verbreitet hat, dann bitte ich euch, jenem eine Kopie dieses Briefes zukommen zu lassen, um nicht auch jenen finanzielle Unannehmlichkeiten zu bereiten. (Anmerkung: Dieser Aufforderung wurde entsprochen. Nov.2015)
Ich halte mich schon seit langem nur ganz kurz in Berlin auf, um den Hassern aus dem Weg zu gehen. Ich fühle mich wie ein Jude im Dritten Reich, der jederzeit niedergeschlagen oder erschossen werden könnte.
Ich finde es gut, wenn ihr wie ich gegen Antisemitismus energisch vorgeht. Aber manches Mal beschuldigt man im blinden Übereifer den Falschen.
Beiliegend sende ich euch eines meiner Dramen (Der Rabbi von Majdanek) mit, aus dem ihr ersehen könnte, dass ich alles andere als Antisemit bin.
Ich schicke euch ganz liebe Grüße und hoffe, dass ihr mir meinem Wunsch einer friedlichen Lösung gemäß entgegenkommt.
Trutz-Hardo Hockemeyer
Hier könnt ihr selbst herausfinden, ob ich ein Antisemit bin, beschreibe ich doch im zweiten Band meiner
Molartetralogie den Übertritt der Tochter eines jüdischen Vaters zum Judentum, und zwar im Kriegsjahr 1943. Solch eine innige unter die Haut gehende Szene hat bestimmt noch kein anderer
Schriftsteller zu Papier gebracht.